Gedenkstättenfahrt „Wir wollen nicht vergessen“ 2014 "Wir wollen nicht vergessen" nach Auschwitz, Polen
Vom 25. bis zum 30.11.2014 führte der Ziegenmichel e.V. eine Gedenkstättenfahrt mit 18 Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Ückendorf aus Gelsenkirchen nach Auschwitz, Polen durch.
Betreut und begleitet wurden die TeilnehmerInnen von Michael Lorenz, Torsten Herbert, Franziska Krönung und Alexandra Weber.
Ziel des Projektes „Wir wollen nicht vergessen“ –eine nachhaltige Begegnung mit der Geschichte ist es, den Jugendlichen die Gräueltaten des Naziregimes auf allen Ebenen näherzubringen.
Bereits im Vorfeld bereiteten sich die TeilnehmerInnen auf die Fahrt vor. Während drei Vortreffen in der Kinderburg wurden organisatorische und inhaltliche Fragestellungen aufgeworfen und miteinander diskutiert, um die Verantwortung der TeilnehmerInnen gegenüber dem Projekt zu fördern. Die gemeinsame Aufgabe, Töne aus Krakau heute und Töne aus Krakau früher aufzunehmen und zusammenzuführen, nahm bei allen Treffen einen hohen Stellenwert ein. Der Gedanke dahinter bestand darin, dass die TeilnehmerInnen frühzeitig versuchen sich mental in die Welt von damals hineinzuversetzen.
Am frühen Abend des 25.11.2014 trafen sich alle TeilnehmerInnen des Projektes am Ziegenmichelhof in Gelsenkirchen. Mit dem Reisebus ging es durch die Nacht in Richtung Krakau. Bereits während der Fahrt kam es zwischen TeilnehmerInnen und Betreuern zu ersten intensiven Gesprächen über den Holocaust und die damit verbundenen Gefühle und Gedanken.
Am Vormittag des 26.11.2014 erreichte der Reisebus Krakau. Nach dem Bezug des Hotels, wurde eine Stadtführung durch Krakau gemacht. So machten wir uns am Nachmittag auf den Weg und besichtigten die Altstadt, sowie die oberirdischen und unterirdischen Tuchhallen, alles unter Bezugnahme des geschichtlichen hintergrundes.
Zum Abschluss des Tages gingen wir gemeinsam in ein typisch krakauerisches Restaurant zum gemeinsamen Essen. Da am nächsten Tag ein straffes Programm anstand wurde der Abend im Hotel frühzeitig beendet.
Donnerstag starteten wir am Denkmal des Arbeitslagers Plaszow und fuhren weiter in das jüdische Viertel Kazimierz. Dort besichtigten wir eine Synagoge mit angrenzendem Friedhof, wo der Stadtführer uns über jüdische Traditionen und Gebräuche aufklärte. Von dort ging es in Richtung Schindlers Fabrik. Auf dem Weg kamen wir an der Adler Apotheke vorbei, an der wir kurz hielten und wir über das Leben und Wirken von Tadeusz Pankiewicz, dem ehemaligen Besitzer der Adler Apotheke, informierte.
In Schindlers Fabrik wurde bewusst auf eine Führung verzichtet, damit jede/r TeilnehmerIn die Fabrik auf eigene Art und Weise besichtigen kann. Der Stadtführer stand während der gesamten Zeit in der Fabrik zur Verfügung und beantwortete alle Fragen geduldig und mit viel Einfühlungsvermögen. Viele TeilnehmerInnen waren sichtlich schockiert und sprachlos über die Gräueltaten des Naziregimes. Im Anschluss setzen wir uns gemeinsam zusammen und versuchten die Eindrücke aus der Fabrik in Worte zu fassen und zu Papier zu bringen.
Auf Wunsch vieler TeilnehmerInnen besuchten wir später erneut das jüdische Viertel Kazimierz, wo wir den Abend in angenehmer Atmosphäre ausklingen ließen.
Am 28.11.2014 besuchten wir die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz/ Birkenau. Um 10:00 Uhr trafen wir uns mit unserer Fremdenführerin Halina Ṥwiderska am Stammlager des KZ Auschwitz I. Zunächst machten wir einen Rundgang über das Gelände und besichtigten einige der Baracken. Anfangs noch durch viele Daten eher theoretisch gehalten, ging es während der Führung mehr und mehr zu persönlichen Dingen und Gegenständen der ehemaligen Insassen über. Hier konnten viele TeilnehmerInnen ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten und ließen ihren Tränen freien lauf. Die Wut, Trauer und das blanke Entsetzen der TeilnehmerInnen war deutlich erkennbar. In einer kurzen Mittagspause baten viele um Einzelgespräche und versuchten sich gegenseitig zu trösten und wieder aufzubauen.
Im Anschluss besuchten wir das Gelände des Vernichtungslagers Birkenau. Während des Rundganges zeigten sich die TeilnehmerInnen immer wieder zutiefst betroffen und fassungslos. Aufgrund des großen Interesses der TeilnehmerInnen verließen wir das Gelände als letztes und weit nach Einbruch der Dunkelheit, welche die bedrückenden Gefühle noch verstärkte. Nach der Rückkehr ins Hotel stellten sich die Betreuer für weitere Einzelgespräche zur Verfügung, was gerne angenommen wurde.
Der 29.11.2014 wurde am Vormittag zur Reflektion und Verarbeitung des bislang erlebten und gesehenen genutzt. Im Anschluss daran wurde mit einer Stadtführung fortgefahren.
Mit dem Stadtführer, erkundeten wir die Stadt und den Wawel. Krönender Abschluss war die gemeinsam gesungene Weichselballade „Hei, Du Weichsel“ auf dem Marktplatz und die anschließende Vorführung des Turmbläsers auf der Marienkirche.
Um 17:00 Uhr trafen wir uns, um gemeinsam ein klassisches Konzert in der Capella Cracoviensis zu besuchen. Für viele TeilnehmerInnen war dies der erste Besuch eines klassischen Konzertes und damit eine weitere neue Erfahrung.
Nach dem Frühstück am Sonntag machten wir uns im Reisebus gemeinsam auf den Rückweg nach Gelsenkirchen, wo wir am späten Abend eintrafen. Während der Rückfahrt interviewten sich die TeilnehmerInnen gegenseitig, um ihre Eindrücke der vergangenen Tage mit in das Tonprojekt einfließen zu lassen. Außerdem bestand der Wunsch, abschließend den Film „Schindlers Liste“ anzusehen, um eine cineastische Umsetzung des Geschehens anzuschauen. Die allgemeine Meinung im Anschluss daran war, dass der Film sich nicht mit der Realität deckt. Nach Vorstellung der TeilnehmerInnen enthielt der Film zu viele „Hollywood-Aspekte“.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir mit dem Verlauf der Fahrt zufrieden sind. Die TeilnehmerInnen haben viel erlebt, konnten viel mitnehmen und werden dieses Erlebnis und ihre Erfahrungen gewiss an ihre Mitmenschen weitergeben und so dafür Sorge tragen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.